My Testimony.

„Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“ (Hesekiel 36,26)

Nein, mein Glaube ist mir nicht in den Schoß gefallen. Auch hatte ich keine übersinnliche Erfahrung oder eine nächtliche Erleuchtung. Wenn ich meine Verbindung mit Jesus Christus & zu Gott mit einem Wort umschreiben müsste, so wäre es wohl KAMPF.

Obwohl ich in einer sehr religiösen und frommen Familie aufgewachsen bin, in der meine Großmutter über vierzig Jahre Kirchenorganistin und mein Großvater über fünfzig Jahre hinweg Kirchendiener waren, fand ich in deren Glauben weder Halt noch Sinn.

Und so entwickelte ich eigene Pläne für mein Leben – und habe diese auch zielstrebig verfolgt. Doch immer wieder griff Gott ein. Nahm mir, was mir wichtig war. Zerstörte, was ich mir aufgebaut hatte. Verlust war mir über weite Teile meines Lebens zu einem vertrauten Zustand geworden. Ehrgeiz und Stolz waren mir ebenso zur zweiten Natur geworden wie Rastlosigkeit.

An einem spätsommerlichen Nachmittag vor einigen Jahren hat Jesus Christus mich dann erneut gefunden. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich gerade massive wirtschaftliche Probleme mit meiner eigenen Firma. Zudem war meine private und familiäre Situation aus dem Gleichgewicht geraten. Langjährige Freundschaften begannen sich aufzulösen,  enge Vertraute wandten sich ab. Und dann verstarb auch noch plötzlich und unerwartet meine geliebte Hündin.  Ratlos schlenderte ich mit meinem zweiten Hund durch ein nahegelegenes Waldstück und begann mit Gott zu sprechen. Ich klagte über meine Lage, verstand nicht, was das Leben von mir wollte und fragte, was denn so falsch sei an mir. Ich setzte mich ins Gras und wartete. Und ich teilte Gott mit, dass ich nicht eher aufstehen würde, bis ich eine Antwort erhielt. Ich weiß nicht wie lange ich so saß, aber auf einmal nahm ich sie innerlich wahr: „Du gehst nur den halben Weg. Bist du bereit für den ganzen Weg?“

Ich verstand kein Wort und konnte mit dieser Antwort so gar nichts anfangen. Es sollte auch noch etliche Jahre dauern, bis sich mir diese Antwort erschließen sollte. Ich spürte nur intuitiv, dass ich mich Gott bedingungslos hingeben musste. Und ich spürte auch, dass ich dazu Jesus Christus bedingungslos vertrauen musste – egal was auch passieren würde. Und ich versprach es.

Was dann geschah würde man in der Homöopathie wohl Erstverschlimmerung nennen.  Innerhalb weniger Wochen sollte ich alle wichtigen Stützpfeiler in meinem Leben verlieren – privat, beruflich und familiär.

Doch ich hielt Wort und blieb im Vertrauen auf Gott. Ich sprach viel mit Gott, beschäftigte mich mit Jesus Christus und las viel in der Bibel. Am darauffolgenden Weihnachtsabend saß ich alleine am geschmückten Baum und dachte so: “Tja Herr, jetzt gibt es wohl nur noch dich und mich“, und ich spürte in meinem Inneren die Antwort: „So soll es sein.“

In dieser Nacht erhielt ich die erste Erkenntnis: ich hatte zeitlebens meine Stützpfeiler im Weltlichen gesucht – und nie in Gott. Obwohl ich in einer christlichen und frommen Familie aufgewachsen bin, wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen. Und ich begann meine Geschichte mit Gott zu reflektieren.

Lebensbrüche.

Das erste Mal Gott bewusst wahrgenommen habe ich ungefähr im Alter von 8 Jahren. Da lagen schon etliche Jahre einer zerrütteten und schwierigen Kindheit hinter mir. Bis dahin hatte ich den typischen kindlichen Glauben. Ich glaubte an Gott und hatte Jesus lieb. Aber schon damals hatte ich das Gefühl, Gott könne mir nicht helfen. Vermutlich hatte er zu viel zu tun oder gar Wichtigeres. Das war für mich Ordnung. Schon früh hatte ich meine eigene Kraft entdeckt. Deshalb hatte ich die Dinge auch selbst in die Hand genommen und erwirkt, dass ich einige Jahre nach der Trennung meiner Eltern bei meiner Mutter leben sollte. Diese Erfahrung und die daraus resultierende Fehleinschätzung, dass ICH diese Kraft und Stärke gehabt hatte, wurde im Folgendem zu einem der größten Irrtümer in meinen Leben.

Meine Kraft und Stärke sind eine Gabe Gottes, die aber nur zur vollen Blüte kommt, wenn Gott durch mich wirken kann. Jeder von uns kann die schönste Lampe sein mit einem wundervollen Dimmer – wenn der Stecker nicht in der Steckdose steckt und kein Strom fließt, kann sie nicht leuchten.

Doch diese Erkenntnis hatte ich damals nicht. Stattdessen speicherte ich ab: ICH kann mich durchsetzen und alles erkämpfen.  Das war der erste Stützpfeiler in meinem Leben. Und Gott brauchte über 30 Jahre bis ich mein eigenes Pensum völlig verausgabt hatte.

Zum Zeitpunkt meines Einzuges war meine Mutter bereits zum zweiten Mal verheiratet. Doch statt der ersehnten familiären Ruhe und Stabilität drehte sich das Schicksalsrad weiter. Mein damaliger Stiefvater hatte bereits Krebs im Endstadium und erlag zwei Jahre später seinem Krebsleiden. Nach Alkohol, Gewalt und Verlassen werden wurden nun Tod und Krankheit meine nächsten Begleiter.

Der Tod meines ersten Stiefvaters hatte bei mir endgültig Zweifel an der Güte Gottes ausgelöst. Erstmals wurde ich wütend. Was ist das für ein Gott, der dies alles zuließ? Wieso durfte ich kein Zuhause haben? Was ist das für ein Gott, an den alle glauben, aber der niemanden heilen, glücklich machen oder helfen kann?

Die Kirche meiner Familie bot mir da nur wenig Trost. Zwischen schweren Eichentüren, abstrakten Predigten und dem Runterleiern von Kirchenliedern fand ich zunehmend weder Halt, noch wurde ich satt. Die Kirche hatte mich verloren.

Rastlosigkeit.

Was folgte war eine jahrzehntelange Odyssee in der Gott mich rückblickend immer wieder einfing. Getrieben von der Frage, „wozu bin ich hier? Was ist der Sinn dieses Lebens und wer bestimmt und lenkt die Ereignisse in meinem Leben? Wie entstehen sie? Lassen sie sich kontrollieren?“, faszinierte mich zuerst die Philosophie. Ich begann alles zu verschlingen. Von Rousseau über Kierkegaard und Russel bishin zu Watzlawick.

Die radikalen Konstruktivisten um Schmidt fesselten mich mit der Frage: „Was ist Wirklichkeit? Wie bilden wir unsere Wirklichkeit?“. Kognitions- und Neurowissenschaftler begeisterten mich mit  Erkenntnissen um die Abläufe in unserem Gehirn und wie wir handeln.

Es folgten Michel Foucault und andere postmoderne Philosophen bis ich bei Ken Wilber landete. Durch ihn erhielt ich Zugang zum transzendenten Bewusstsein, der östlichen Philosophie und zum Buddhismus. Vor allem die Werke von Ken Wilber, Krishnamurti, Eckhart Tolle und Paramahansa Yogananda waren viele Jahre prägend für mich.

Durch Dr. David Hawkins kam ich wieder in Berührung mit einem „Gott“, nachdem ich viele Jahre einer eher quantenphysischen Auffassung des Lebens und des Universums gefolgt bin. Doch nirgends wurde ich dauerhaft satt, keine Erkenntnis fühlte sich langfristig als wahr und lebenstauglich für mich an. Es schien so, als ob in allem ein Fünkchen Wahrheit enthalten war, aber als Lebenskonzept eher ungeeignet. Ständig gab es noch Themen in mir, die ich bearbeiten sollte, Seelenanteile, die sich abgespalten und nach Hause geholten werden wollten oder unerlöste Innere-Kind-Themen, die mir das Leben erschwerten. Die Arbeit schien nie aufzuhören und nie kam ich irgendwo an.

Das daran angegliederte Spiegel- und Resonanzgesetz führte außerdem dazu, dass ich ständig schuldbeladen durch die Gegend lief, wenn ich in meinem Leben mal wieder in der Sackgasse stand. Was manifestierte ich denn da nur? Welche unbewussten Muster sabotierten mich? Und die Suche ging wieder los und die Arbeit schien nie zu enden. Noch während ich diese Zeilen schreibe, spüre ich wieder diesen Druck und diese innere Anspannung von damals.

Und dann verfolgte ich ja neben meiner inneren Reise auch noch zielstrebig äußere Erfolge. Denn nicht immer führt eine schwierige Kindheit ins Abseits. Im Gegenteil, ich glaube, dass sehr viele (nach weltlichen Kriterien) erfolgreiche Menschen eine harte Schule des Lebens durchlaufen haben. So landete auch ich auf dem Leistungspfad. Getragen von dem Willen, mich nie wieder als Spielball äußerer Umstände fühlen zu wollen, entwickelte ich eine enorme Willensstärke und Ehrgeiz. Erfolg füllte in meinem Leben den Graben instabiler familiärer Verhältnisse und war mir ein Ventil für unterdrückte emotionalen Wunden.

Was mir Gott jedoch zur Heilung in Form von Erfolg bescherte und mir so Anerkennung & Wertschätzung schenkte, entfernte mich auch wieder von ihm. Denn mein weltlicher Erfolg gab gleichzeitig die Initialzündung für meine nächste Irrfahrt. Gott hieß jetzt Leistung. Und diesem Leistungs-Gott gerecht zu werden ist gar nicht so einfach in einem sozialen Gefüge. Für Menschen mit einer schwierigen Kindheit ist der Umgang mit Autoritäten häufig sehr herausfordernd. Nie wieder möchte man ohnmächtig Situationen ausgeliefert sein. Von daher ist es schwer, sich zu fügen. Macht und Kontrolle zu besitzen über das eigene Leben, die Situationen, in denen man sich befindet und Menschen, mit denen man zu tun hat, ist essentiell. Kontrolle, Erfolg und Macht vermitteln das Gefühl von Sicherheit. Diese Illusion wird erfolgreich gelebt. Scheinbar. Denn es kostet viel Kraft immer auf der Hut sein zu müssen und sich nie blind fallen lassen zu dürfen.

„Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben“ Hesekiel 36,26

Wie viele Menschen mit einer schwierigen Kindheit bediente auch ich mich zweier Verhaltensmuster,

  1. das Chamäleon – darunter verstehe ich eine instinktive und sofortige Anpassungsfähigkeit an Menschen und Situationen. Man weiß blitzschnell, was zu tun ist, was man sagen sollte oder wann man besser schweigt.
  2. der Menschenscanner – wenn dein eigenes Überleben früh davon abhing, andere Menschen zu durchschauen, hast du einen untrügbaren Instinkt dafür entwickelt, wie dein Gegenüber tickt, bevor dieser überhaupt einen Blick oder ein Wort an dich gerichtet hat. Instinktiv weißt du genau, wie andere Menschen ticken.

Heilung.

So hilfreich und wertvoll diese Strategien in meiner Kindheit auch waren, so hinderlich waren sie jetzt, wenn es darum ging eine Verbindung mit Jesus Christus und Beziehung zu Gott einzugehen. Vertrauen in einen göttlichen Plan? Hingabe an Gott? Absolute Fehlanzeige. Und so brauchte es etliche weitere Krisen, bis sich die Mauern um mein Herz zu lösen begannen.

Viele Menschen wenden sich Gott zu, wenn sie in der Krise stecken. Ich ging zunächst MIT Gott in die Krise. Und natürlich erhoffte auch ich mir, dass ein Wunder geschehen möge und sich die Probleme im Guten lösen würden. Im Guten hieß damals für mich, der Himmel öffnet seine Pforten und alle Probleme wären zur Zufriedenheit aller gelöst. Doch das Gegenteil geschah. Nachdem ich mich bedingungslos Jesus ergeben hatte, verschlechterten sich meine äußeren Umstände drastisch. Heute weiß ich, dass all das notwendig war. Äußerer Ballast musste entsorgt werden ebenso wie innerer. Und Gott müllte aus! Die folgenden Jahre würde ich als Entsorgen, Reinigen, Schleifen und Aufrichten bezeichnen. Innen wie außen begann ein riesiger Umwandlungsprozess. Und zum ersten Mal in meinem Leben ließ ich es zu.

Ich hatte phasenweise das Gefühl, dass keine Zelle mehr auf der anderen stand und die Nervenzellen in meinem Gehirn verrückt spielten. Von einem auf den anderen Tag verschlechterten sich meine Augen und wurden plötzlich wieder besser. Fast gnadenlos wurden mir alle Schmerzen vorgeführt und meine verkorkste Gedankenwelt serviert.

Gott ging ins Detail und jeder noch so unreine Gedanke, jedes noch so verseuchte Gefühl wurde eliminiert, jede noch so unstimmige Handlung korrigiert. Er forderte Vergebung. Er erwartete Versöhnung. Er lehrte mich Demut. Er zeigte mir Barmherzigkeit. Und ich ließ es immer wieder nur geschehen. Das war ein so einschneidender Prozess, dass ich ihn selbst heute noch kaum in Worte fassen kann…

Heute.

Falls du dich fragst, wie mein Leben heute aussieht und wann es wieder besser geworden ist, dann fällt es mir schwer, diese Frage zu beantworten, denn ich weiß nicht, ob „besser“ das richtige Wort dafür ist.

Nie habe ich mich Jesus Christus so nah gefühlt wie in dieser für mich dunklen Zeit. Nie war ich inniger mit Jesus Christus verbunden, habe seine Nähe so intensiv gespürt und die permanente Führung durch den Heiligen Geist gefühlt wie zu jener Zeit, als er meine einzige Stütze war.  Das Streben, diese Verbindung zu halten und zu intensivieren, hat mich nie mehr verlassen. Im Gegenteil. Mein Glaube ist zu einer tiefen Sehnsucht geworden, an der ich unermüdlich arbeite und die ich täglich lebe.

Es dauerte einige Jahre, bis ich halbwegs wieder Boden unter den Füßen zu spüren begann. Und auch heute ist es phasenweise noch turbulent. Eben der ganz normale Wahnsinn, genannte Leben. Doch ich bin durch Jesus Christus fest in Gott verwurzelt und er in mir. Das gibt mir Frieden. Das schenkt mir Freiheit. Und wenn der Wind mal wieder kräftig von vorne bläst, dann gehe ich auf die Knie, bete und übe mich in vollkommenem Vertrauen und bedingungsloser Hingabe.

"Wie könnte ich mich dir entziehen; wohin könnte ich fliehen, ohne dass du mich siehst? Stiege ich in den Himmel hinauf – du bist da! Wollte ich mich im Totenreich verbergen – auch dort bist du! Eilte ich dorthin, wo die Sonne aufgeht, oder versteckte ich mich im äußersten Westen, wo sie untergeht, dann würdest du auch dort mich führen und nicht mehr loslassen.“ Psalm 139,7-10

An jenem frühherbstlichen Nachmittag vor zehn Jahren fand mich Jesus Christus – und mein gesamtes Bewusstseins-System reagierte zunächst mit ERROR. Jesus Christus? DER Jesus aus meiner Kindheit? Der Bibel-Jesus?

Und doch ließ ich mich auf ihn ein, studierte die Bibel, verglich es mit mir bereits Vertrautem, auch aus anderen Heiligen Schriften. Und Schritt für Schritt offenbarte sich mir eine völlig neue Wahrheit…

Gott findet dich! Auch dort, wo du es am wenigsten vermutest. Und wenn er dich erst am Haken hat, dann lässt er dich nie mehr los. Fast scheint es so, als ob es gerade die gebrochenen und gescheiterten Menschen sind, die Gott sucht – manchmal auch hinter einer aufpolierten äußeren Fassade. Ich glaube, Gott liebt gebrochene Menschen, weil durch sie sein Licht besser scheinen kann!

Und wenn du dich gerade im Auge des Taifuns befindest, während du diese Zeilen liest, dann vertraue darauf: Gott findet dich. Und ER hat immer einen guten Plan!

Amen.

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