Spiritualität & Suizid

In diesem Beitrag geht es nicht um  gesundheitsbedingte oder psychologische Ursachen zum Thema Suizid, sondern vorrangig um den Einfluss äußerer Umstände auf ein Individuum und auf das Verhältnis des Einzelnen in und zur Welt, die einen Suizid zur Folge haben können. Bitte beachtet die Triggerwarnung.

Triggerwarnung!

Dieser Blogbeiträg enthält Trigger. Es geht dabei um das Thema SUIZID. Das kann Trigger, also Auslöser schwieriger Gefühle, Erinnerungen oder Flashbacks oder ganz allgemein negative Reaktionen zur Folge haben. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist. Hier findest du

Im Jahr 2021 starben in Deutschland insgesamt 9 215 Personen durch Suizid – das waren über 25 Personen pro Tag. Männer nahmen sich deutlich häufiger das Leben als Frauen, rund 75 % der Selbst­tötungen wurden von Männern begangen. Das durch­schnittliche Alter von Männern lag zum Zeitpunkt des Suizides bei 59,3 Jahren. Frauen waren im Durchschnitt 61 Jahre alt. Im Vergleich zum Vorjahr (9 206  Suizide) ist ein minimaler Anstieg zu verzeichnen. Insgesamt ist die Zahl der Suizide jedoch in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen: 1980 nahmen sich beispielsweise noch rund 50 Personen pro Tag das Leben. Geradezu besorgniserregend ist laut einer Studie¹ des Universitätsklinikums Essen der sprunghafte Anstieg an Suizidversuchen von Kindern und Jugendlichen am Ende des Lockdowns im Frühjahr 2021.

Ich möchte im Folgenden vier Fälle näher beleuchten. In allen vier Fällen kann ich nicht beurteilen, ob eine psychologische Erkrankung vorlag. Auch geht es mir nicht um eine Bewertung oder Einschätzung der Ursachen, Rechtslage o.ä.. Es geht auch nicht um Spekulationen. Ich beziehe mich in meinen Ausführungen ausschließlich auf den mutmaßlichen Aspekt, dass alle von mir dargelegten Beispiele, sich aufgrund eines massiven Drucks von außen – Stichwort Hetzer, Hater & Vernichter – das Leben genommen haben.

Es geht mir um den Einfluss äußerer Umstände auf ein Individuum, auf das Verhältnis des Einzelnen in und zur Welt sowie die Suche nach dem Bösen in uns.

Dr. Mechthild Bach

Die bekannte Krebsärztin galt als eine der Vorreiterinnen auf dem Gebiet der Palliativmedizin, die Anfang der 2000er noch in den Kinderschuhen steckte. Vor dem Landgericht Hannover musste sich die damals 61-jährige wegen des Todes von 13 ihrer Patienten verantworten. Der Prozess sorgte bundesweit für Schlagzeilen, weil erstmals in diesem Ausmaß die Grenzen zwischen Schmerzmedizin und aktiver Sterbehilfe strafrechtlich erörtert wurde.

Die Anklage lautete auf Totschlag. Die Medizinerin selbst hatte stets betont, sie habe nur Sterbende begleiten und mit den Medikamenten deren Schmerzen lindern wollen. Zu Beginn des Verfahrens hatte sie noch an einen Freispruch geglaubt.

In einer Zwischenbilanz hatte der Richter verlauten lassen, die Ärztin müsse sogar mit einer Verurteilung wegen Mordes aus Heimtücke rechnen.

Am 24. Januar 2011 beging Mechthild Bach Suizid.

„Vielen Dank für Eure Unterstützung. Mein Gehen ist kein Schuldeingeständnis. Aber ein Leben im Gefängnis, ein Leben ohne Patienten, ist für mich kein Leben. Ich wünsche Euch von Herzen alles Gute, Mechthild“

“TRENNUNG VON KLUM-MODEL – Boateng rechnet mit seiner Ex ab – Es geht um Alkohol, Druck und Erpressung”  mit dieser Schlagzeile übertitelte am 02.02.2021 bild.de ein Interview mit dem ehemaligen FC Bayern München Star,  Jerome Boateng. Boateng wurde darin mit der Aussage zitiert: „Kasia wurde meine Freundin, indem sie die Beziehung zu meiner Ex-Freundin Rebecca und meiner Familie zerstörte und mich erpresste.“

Kasia Lehnhardt

Was dann folgte war eine beispiellose mediale Schlammschlacht und Hetzkampagne in den sozialen Medien gegen Kasia Lehnhardt. Am 9. Februar 2021 wurde sie leblos in ihrem Berliner Appartement aufgefunden. Sie hatte Suizid begangen. Kasia Lehnhardt wurde 25 Jahre alt.

„Ich bin im Arsch. Ich kann nicht mehr wirklich“, soll Kasia in einer Nachricht, an ihrer Mutter geschrieben haben. Und in einer weiteren Sprachnachricht äußert sie ihrer Mutter gegenüber: „Mein Leben ist gelaufen. Alle sind gegen mich. Alle hassen mich.“

Der Deutsche Presserat hat die Berichterstattung über die Ex-Freundin von Jérôme Boateng gleich doppelt gerügt. ⁸

Dr. Luisa-Maria Kellermeyer

Dr. Kellermayr war im Juli 2022 tot in ihrer Praxis aufgefunden worden. Dr. Kellermayr hatte sich aktiv für die Corona-Impfung engagiert und hatte daraufhin unter anderem auf Twitter von monatelangen Einschüchterungen bis hin zu Morddrohungen „aus der Covid-Maßnahmen- und Impfgegnerszene“ berichtet – und schließlich unter Berufung darauf ihre Praxis geschlossen.

Arbeitsbedingungen, wie sie sie die letzten Monate erlebt habe, seien niemandem zuzumuten, hatte sie zur Begründung geschrieben. Dr. Kellermayr stand Berichten zufolge über längere Zeit unter Polizeischutz. ¹¹

Am 29. Juli 2022 beging die 36jährige Suizid in ihrer Praxis.

Der Tod des sanften und über die Grenzen Österreichs hinaus äußerst beliebten und anerkannten Biologen und Autors Clemens G. Arvay hat viele Menschen erschüttert.

Arvay wurde am 18. Februar 2022 von einem Wanderer am Fuße der Kalkfelsen nahe der Ruine Türkensturz aufgefunden. Bei der Polizei ist für diesen Tag der Tod von Arvay als Selbstmord zu den Akten genommen worden. ⁹

„Sie machen mich fertig“. Diese kurze Nachricht soll Clemens Arvay in seinem Rucksack hinterlassen haben.¹⁰

Clemens Arvay

Ich habe diese 4 Fälle gewählt, weil sie allem Anschein nach aufgrund massiven äußeren Drucks, äußerer Anfeindungen und Hetzkampagnen den Freitod als einzigen und letztmöglichen Ausweg für sich gefunden haben.

Gerade im Fall von Dr. Luisa-Maria  Kellermeyer und Clemens Arvay stehen sich zwei völlig konträre Lager gegenüber und brüllen doch denselben Kanon: das habt ihr nun davon! Ihr seid zu weit gegangen. Das muss aufhören – und meinen damit aber, die andere Seite muss aufhören und endlich einsehen, dass sie irrt.

Und ich frage mich:  Woran liegt es, dass Menschen sich so reinsteigern, so abgehen und auf andere Menschen draufgehen können, dass sie völlig zu vergessen scheinen, dass auf der anderen Seite ihrer Hasstriaden immer noch ein Geschöpf Gottes sitzt – ein Mensch mit Herz, Geist und Seele.

Für den Überlebenskampf der eigenen Ideologie und Auffassung wird die Zerstörung eines Menschen billigend in Kauf genommen. Wie kann das sein? Wie können zivilisierte, aufgeklärte und vernunftsbetonte Menschen in so niedrige Ebenen abdriften? Ist der Mensch gar von Natur aus Böse?

WAS PASSIERT, WENN MAN GUTE MENSCHEN AN EINEN BÖSEN ORT STELLT? SIEGT DIE MENSCHHEIT ÜBER DAS BÖSE ODER SIEGT DAS BÖSE?

Lord of the flies

Literarisch aufgearbeitet hat diese Frage u.a. der Literaturnobelpreisträger William Golding in seinem Werk von 1954 „Lord of the flies“, Herr der Fliegen. Eine Gruppe von Jungen überlebt einen Flugzeugabsturz und strandet auf einer einsamen Insel. Fernab von Zivilisation, staatlicher Kontrolle und gesellschaftlichem Druck zerfallen die anfangs etablierten Regeln und die Gemeinschaft zerbricht in zwei Fraktionen. Jacks „Jäger“ führen einen offenen Krieg gegen Ralphs eher gemäßigte Gruppe; es kommt zu Todesfällen. Am Ende werden die Jungen von der englischen Kriegsmarine aufgespürt und gerettet.

Das eigentlich Beängstigende an dieser Geschichte ist die Tatsache, dass diese Kinder keineswegs Monstren oder Verbrecher sind. Jedes von ihnen ist in irgendeiner Schulklasse dieser Welt zu finden.

„Vielleicht gibt es kein Tier, vielleicht sind es nur wir“, schlussfolgert William Golding in seinem Werk.

Das Stanford Prison Experiment 1971

Noch deutlicher wird das am sogenannten STANFORD PRISON EXPERIMENT¹⁶ 1971. Dort sollten Studenten das Gefängnisleben simulieren. Das Experiment war auf 14 Tage angesetzt und musste nach 6 Tagen abgebrochen werden. Die Aufnahmen dazu sind in der Tat ziemlich verstörend.

„Wie wir diese Fragen getestet haben und was wir herausgefunden haben, mag Sie erstaunen. Unsere geplante zweiwöchige Untersuchung der Psychologie des Gefängnislebens musste nach nur sechs Tagen beendet werden, weil die Situation den teilnehmenden College-Studenten zusetzte. In nur wenigen Tagen wurden unsere Wachen sadistisch und unsere Gefangenen depressiv und zeigten Anzeichen von extremem Stress. Bitte lesen Sie die Geschichte, was passiert ist und was sie uns über die Natur der menschlichen Natur sagt.“, so der leitende Verantwortliche, Professor Philip G. Zimbardo. ¹⁷

In beiden Fällen waren es äußere Umstände, die das Böse in den Menschen auf den Plan gerufen haben. Der Mensch ist also nicht per se schlecht. Das vermutet auch die Philosophin Hannah Arendt und unterscheidet ganz klar zwischen Gut und Böse:

 „Das Böse ist immer nur extrem, aber niemals radikal, es hat keine Tiefe, auch keine Dämonie. Es kann die ganze Welt verwüsten, gerade weil es wie ein Pilz an der Oberfläche weiterwuchert. Tief aber und radikal ist immer nur das Gute. (aus Hannah Arendt, über das Böse) ¹⁸

 Aber was ist denn das Gute? Und was das Böse? Ist das immer so eindeutig? Warum mutiert eine subjektive Perspektive durch Gruppendynamiken in eine objektive Wahrheit?

 Zeit, für einen GeistReichen Blick!

Der GeistReiche Blick.

Weggefährten von Clemens Arvay z.B. beschreiben wie verzweifelt er über die öffentlichen Verleumdungen, Diffamierungen und falschen Behauptungen über ihn war. Wie erschüttert er darüber war, wie weit und tiefgreifend die Anfeindungen waren, denen er ausgesetzt war. Das Traurige daran ist, dass wir im privaten und persönlichen Umfeld ebenso wie global und gesellschaftlich nur sehr selten die Meinungen anderer beeinflussen, revidieren und in unserem Sinne korrigieren können. Das liegt nicht in unserer Macht. In unserer Macht liegt es aber, ob wir uns in der Flut der äußeren Welle selbst verlieren.

Und das heißt nicht, dass dir im Außen nicht tatsächlich Ungerechtigkeit widerfährt, Verleumdung, Anfeindungen passieren – und unabhängig davon, ob du möglicherweise diese Umstände aber auch nur in diesem Sinne interpretierst. In deinem Sinne. Wenn wir eine Situation zunächst so akzeptieren wie sie ist und wie sie sich aktuell zeigt, entziehen wir ihr die Macht über uns, unser Wohlbefinden und unsere mentale Gesundheit. Anstatt im Außen die Situation zu bekämpfen, sollten wir die Punkte in uns anschauen, die unter der Situation leiden.

Es ist nicht deine Schuld, wenn ein anderer sich dafür entscheidet, dich zu verletzen. Es ist nicht deine Verantwortung, wenn du Ungerechtigkeiten und Anfeindungen ausgesetzt bist. Du hast nichts falsch gemacht.

Ich sage nicht, dass das einfach ist. Ganz und gar nicht. Wer aber seine eigene Hilflosigkeit wahrnimmt und das Gefühl aushält, wer Ungerechtigkeit sich selbst gegenüber wahrnimmt und aushält, tritt gestärkt aus jeder noch so schwierigen Lage hervor. Und das ist der Schlüssel, um im Außen erfolgreich agieren zu können.

Gott ist Geist. Und Geist erzeugt Materie. Und wenn dein Geist nicht auf den Geist Gottes ausgerichtet ist, stehen der Dunkelheit deine Türen in dir sperrangelweit offen.

Gott ist Geist. Und Geist erzeugt Materie. Und wenn dein Geist nicht auf den Geist Gottes ausgerichtet ist, stehen der Dunkelheit deine Türen in dir sperrangelweit offen. Und damit meine ich nicht nur das offensichtliche Böse, sondern auch „mildere“ Formen wie Angst, Wut, Aggression, aber auch Hochmut, Arroganz und Selbstgefälligkeit. Das heißt konkret, du bist verantwortlich für deine Reaktion auf äußere Umstände und Situationen. Du bist verantwortlich für deine Gedanken darüber, du bist verantwortlich für deine Gefühle dazu und du bist verantwortlich für deine Handlungen. Wenn du dich von anderen oder durch äußere Situationen getriggert fühlst, dann schau hin. Schau nach innen und erforsche zunächst dich selbst.  Verantwortung für die eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen übernehmen! Das fängt bei dir selber an. Immer! Das ist der erste Schritt. Du bist verantwortlich, auch für die Dunkelheit in dir.

Tust du das nicht, projizierst du deine Dunkelheit auf andere und trägst sie ins Außen. Du reagierst auf äußere Umstände, Situationen und Meinungen und versucht das aktiv zu verändern oder zu beeinflussen, du verstrickst dich. Dadurch gibst du automatisch deine Macht ab. Der Konflikt beginnt.

Lass Gott deine Kämpfe kämpfen. Verstrick dich nicht in Themen und Energien anderer, die nicht deine eigenen sind. Zieh‘ dir den Schuh nicht an. Bleib bei dir. Je mehr der Sturm von vorne kommt, desto sturmfester solltest du im Geist Gottes verwurzelt sein.

Eben deshalb gehören Spiritualität und GeistReiches Bewusstsein in die Mitte der Gesellschaft. Nicht als Sonntagsveranstaltung, Freizeitbeschäftigung oder zum Stressabbau. Der Pfad mit Gott durch Jesus Christus ist ein ganz schmaler – 24/7!

Es gibt wissenschaftliche Studien, die belegen, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Spiritualität und Suizid gibt. Suizidal gefährdete Menschen seien demnach geschützter davor, den letztendlichen Schritt zu tun, wenn sie in einem spirituellen Bewusstsein verankert und in gleichgesinnten Gruppen etabliert sind.

Je besser die Menschen in sozialen Gruppen integriert sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie Selbstmord begehen“ schrieb Emile Durkheim bereits 1897 in „Le Suicide“.

Eine Studie aus dem Jahr 2015 der Universität Graz mit dem Titel „Hand an sich legen. Die spirituelle Dimension des Suizids“ ² belegt – ja, es gibt einen protektiven Faktor im Hinblick auf eine mögliche Suizid-Gefahr. Dort heißt es: 

Da Religion und Spiritualität auch starke Ressourcen in schwierigen Lebensumständen darstellen, Coping-Strategien liefern sowie den Sinn des Lebens betonen, kann Glaube auch als positive Kraft hinsichtlich des Risikofaktors ‘„Life Events‘ gesehen werden, da dadurch gelernt wird, besser mit unerwünschten Ereignissen umzugehen.“

Wir haben einen Geist. Aber wenn wir unser Bewusstsein ausschließlich im Verstand parken, spalten wir uns davon ab und legen unseren Fokus auf das Außen. Wir glauben, äußere Umstände müssen sich ändern, damit wir heilen können. Andere Menschen müssen sich ändern, damit wir in die innere Balance kommen. So geschieht kein Seelenheil.

Unsere Seele kann nicht heilen, wenn wir mit unserem Bewusstsein im Außen sind. Im Gegenteil, unsere Psyche gerät aus den Angeln. Orientierungslos, verletzt und verwirrt irren wir durchs Leben. Wir suchen nach Ankerpunkten für unsere innere Stabilität und Sicherheit in anderen und weltlichen Kriterien.

Das weltliche Außen gewinnt soviel Macht und Bedeutung über unser Leben, unser Denken und unser Sein, dass wir uns ohnmächtig und hilflos ausgeliefert fühlen. Machtlosigkeit führt zur Verzweiflung, und wir beginnen das Außen zu bekämpfen. So funktioniert das aber nicht.

Mose sagte zum Volk: „Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet. (…) Der Herr kämpft für euch, ihr aber könnt ruhig abwarten. (Exodus 14:13-14)

Es ist dir freigestellt, über welchen Pfad zu dieser Erfahrung kommst, über welche Religion, welchen Glauben oder welche spirituelle Ausrichtung. Wichtig ist die Erkenntnis, dass du deine Kämpfe nicht alleine kämpfen musst und dein Leben heilig ist. Du musst im Sturm des Lebens nicht untergehen – lerne, wie du die Wellen reiten kannst! 

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