Wer mein Glaubenszeugnis my testimony gelesen hat weiß, dass ich nicht über die Kirche und Religion zum Glauben geführt wurde, sondern genau umgekehrt. Zuerst erreichte mich nach einer rastlosen Odysee wieder Jesus Christus. Und durch diese eher persönliche Beziehung entwickelte sich der Glaube, der mich zur Religion zurückgeführt hat.
Ich durfte die Erfahrung machen, dass Gott dich niemals aus den Augen verliert und mitunter sehr kreativ vorgeht, um dich zu erreichen. So auch mich. Rückblickend ist es erstaunlich, wieviele seiner Botschaften oder Botschaften aus der Bibel in Literatur, Filmen oder Büchern auftauchten, ohne einen direkten Bezug dazu zu haben.
Da ich immer mal wieder gefragt werde, was genau ich damit meine, werde ich ab und zu ein paar Aha-Momente meiner Reise vorstellen.
Als Jesus Christus mich vor zehn Jahren fand, eröffnete er mir, dass ich nur den halben Weg in meiner spirituellen Sinnsuche gehen würde und erforschte, ob ich bereit wäre, den ganzen Weg mit ihm zu gehen. Ich hatte diesen Hinweis schon einmal im Zusammenhang mit einer Filmszene aus die Legende vom Ozeanpianisten erhalten, ihn aber nicht zuordnen können. Trotzdem erinnerte ich mich daran…
Die Legende vom Ozeanpianisten erzählt die Geschichte eines kleinen Waisenkindes namens Neunzehnhundert, der auf der Schiffspassage von Europa nach Amerika im Jahr 1900 geboren und zurückgelassen wird. Ein Maschinist findet das Kind im großen Salon der 1. Klasse auf dem Deckel eines Flügels. Er nimmt sich des kleinen Waisen an und gibt ihm den Namen seines Geburtsjahres. Neunzehnhundert wächst auf dem Schiff auf und hat in seinem Leben niemals festen Boden unter den Füßen. Auf dem Wasser entwickelt er sich zu einem betörenden Klaviervirtuosen. Der rastlose Wanderer findet Ruhe in der fortwährenden Bewegung des Schiffes, während das Festland in Turbulenzen wie zwei Weltkriege stürzt.
Obwohl sein virtuoses Talent nicht unentdeckt bleibt, verspürt Neunzehnhundert niemals das Bedürfnis, seine schwimmende Heimat zu verlassen. Das ändert sich, als er eines Tages einer namenlosen Schönheit begegnet und zarte Bande zu knüpfen scheint. Als die Frau seines Herzens von Bord geht übermannt ihn der Liebeskummer und er fasst den Entschluss, ihr zu folgen.
Er packt seinen Koffer und macht sich auf den Weg, das Schiff zu verlassen. Doch schon auf der Schwelle zum Landungssteg kommt er ins Stocken. Minutenlanges Zögern zeigt seine innere Zerrissenheit, bevor er einen Rückzieher macht und mit hängenden Schultern an Bord des Schiffes bleibt.
Als Jesus mich fand, stand ich ebenfalls auf dem Landungssteg meines Lebens. Und es erforderte Mut, meine schwimmende Heimat hinter mir zu lassen. Aber anders als Neunzehnhundert bin ich nicht umgekehrt in den scheinbar sicheren Hafen, sondern bin weiter gegangen – und tue das noch heute.
An einem Punkt meiner Reise, erreichte mich im Gebet eine Fragestellung: wie ernst ist es dir mit mir?
Und da wusste ich, dass ich erneut auf dem Landungssteg stand. Diesmal ging es darum, ob ich in meinem Glauben erwachsen werden wollte. Ob ich den ganzen Weg in Jesus Christus gehen würde. Und wieder ging ich weiter und verließ die sichere Heimat. In meinen Fall bedeutete das, mich zu Jesus Christus öffentlich zu bekennen und meinen Weg zu teilen….
Das Fundament meines Glaubens ist Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und das ist keine statische Achse, sondern eine lebendige Beziehung aus der Religion und Kirche erwachsen kann.
Im Glauben erwachsen werden. Das ist für mich u.a. auch, immer wieder auf dem Landungssteg zu stehen und sich dafür zu entscheiden, weiter zu gehen. Egal, wie ungemütlich es werden mag. Egal, was andere sagen. Egal, wie andere darüber denken. Und ja, auch unabhängig davon, wer dadurch enttäuscht wird. Den ganzen Weg zu gehen meint sich vollkommen hinzugeben und bedingungslos zu folgen. Nicht nur einmal, sondern immer wieder neu. Unabhängig von eigenen Konzepten und gewählten Lebensentwürfen. Unabhängig davon, was gerade deine Pläne & Vorstellungen sind. Wo stehst du gerade?